St. Martins Kirche Gräfensteinberg
Da, wo nach dem Aufstieg vom Altmühltal der Hang in die Hochfläche übergeht, liegt das Pfarrdorf Gräfensteinberg.
Die Franken gründeten den Ort Gräfensteinberg vor mehr als 900 Jahren. Sie widmeten den ersten Kirchbau ihrem Schutzpatron Martin von Tour.
Die Martinskirche in ihrer ursprünglichen Gestalt weihte Bischof Gundekar von Eichstätt in der Zeit zwischen 1070-1075.
Ebenso bei der Erwähnung der Kirche im Jahr 1458 steht in „Gravensteinberg“ eine „ecclesia parrochialis S. Martini“ genannt, eine „Pfarrkirche des Heiligen Martin“. Das derzeitige Gebäude ist in seinem Kern doch ein Bau des späten 14. Jahrhunderts, zumindest, was die Untergeschosse des Kirchturms anbelangen. Doch außer Mauern ist aus der Frühzeit der Kirche nichts auf unsere Tage überkommen.
Nach der Reformation bekamen im Jahre 1592 die Gräfensteinberger nach längerem Ringen ihren ersten evangelischen Pfarrer. Was an Einrichtung da war, überstand den Dreißigjährigen Krieg nicht, in dem Dorf und Kirche 1631 großteils abbrannten und auch die Bevölkerung der umliegenden Orte schwer gelitten hat. Übrig geblieben war der Kirchturm mit seinem steinernen Kreuzgratgewölbe im Untergeschoss.
Evangelische Exulanten aus dem österreichischen Ländlein ob der Ens
füllten die durch den 30 jährigen Krieg entstandenen Lücken aus.
Diese Gewölbeart kommt als Chorgewölbe relativ selten vor. Meist wurden die Turmchöre mit einem Kreuzrippengewölbe oder einem Sternrippengewölbe überspannt. Ein runder Chorbogen trennt den Chor vom Langhaus, das nach der Zerstörung 1653 wieder notdürftig hergestellt wurde.
1681 waren dann wieder Mittel vorhanden, um an der Kirche Verbesserungen vorzunehmen.
Auch der alte Turm erhielt dabei seine heutige Form mit dem charakteristischen Spitzhelm, der weit im Altmühltal zu sehen ist. In der Folgezeit wurde an der Kirche immer wieder gebaut und verbessert und verschönert. So erhielten die bis dahin spitzbogigen Fenster 1731 ihren Rundbogenschluss.
Auch 1894 wurde die Kirche noch einmal renoviert, bis sie dann 1897 im Inneren die Gestalt erhielt, wie sie sich uns heute zeigt und nach der letzten Renovierung wieder zu neuem Glanz gebracht wurde.
Im neugotischen Altar, in den Farben helles Blau mit Vergoldungen, tritt der segnende Christus der Gemeinde entgegen. An der farblich gleich gestalteten Kanzel sind die Figuren der vier Evangelisten mit ihren Symbolen sowie der Apostel Petrus, erkennbar an den beiden großen Schlüsseln, der Apostel Paulus mit dem Schwert und die Heilige Elisabeth mit Krug und Rosenstrauß zu sehen. Zwischen den Fenstern der Südseite hängt ein Kruzifix, das aus älterer Zeit zu stammen scheint.
Zur Einrichtung der Kirche gehören auch noch Taufstein und Lesepult, sowie zwei Vortragkreuze, von denen eines in der Nische einer vermauerten Spitzbogentür an der Nordwand der Kirche angebracht ist.
Lichte Blautöne bestimmten die Einrichtung, so auch die Orgelemporen und die Orgel selbst, die vor einigen Jahren neu gebaut wurde. Sie ist nicht das erste Instrument in der St. Martinskirche, sondern bereits 1792 war eine Orgel angeschafft worden.
Der helle Kirchenraum lädt zu einem fröhlichen Lob Gottes ein, nicht nur am Kirchweihsonntag. Da darf sich aber die Gemeinde besonders dankbar erinnern, dass die Kirche nach der Zerstörungen und allen Stürmen, die über sie hingegangen sind, bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben ist und mit Gottes Hilfe auch in Zukunft Heimat der Gläubigen ist und ein Ort, an dem man sich gerne aufhält.
GÜNTER L. NIEKEL
Das Denkmal des Heiligen Martin in Gräfensteinberg
Sehr gewagt war vor über 30 Jahren die Gestaltung des Heiligen Martin von Tour vor der nach ihm benannten Kirche in Gräfensteinberg: Metallplatten, gebeugt und gebogen zusammengefügt bis sie schließlich den Heiligen Martin erkennen lassen. Reitend auf einem Pferd, im Begriff, dem Armen, der frierend vor ihm auf dem Weg sitzt, helfend die Hälfte seines Mantels zu geben. Dieser gibt sich dann in Martins Traum als Jesus zu erkennen.
Ungewöhnlich wirkt das Metall, unge- wöhnlich die kantigen Umrisse, ungewöhnlich angesichts der Kirche, des Friedhofs und des weiten Horizontes, den der Blick über ruhige Täler, Hügel und Wälder erreicht. Für die Gräfensteinberger blieb das Kunstwerk weitgehend fremd. Das Auge liebt eingängige Darstellungen.
Aber das Kunstwerk entspricht mehr der Person des Heiligen Martin, unangepasst, eigenständig, kantig, anstößig: Wir kennen aus seinem Leben nur die Legende des helfenden jungen Mannes, der auf dem Weg ist Christ zu werden.
Aber dass er danach unangepasst als Christ lebte und nicht nur dem politischen Herrn sondern auch den kirchlichen Amtsbrüdern zum Anstoß wurde, steht auf den Seiten seiner Lebensbe- schreibung, die wir für gewöhnlich nicht mehr lesen: Die Kirche war Staatskirche geworden im zu Ende gehenden römischen Reich. Und in kirchlichen Würden-trägern war der Hunger nach Macht und Ansehen erwacht.
Martin blieb arm, streng, ein Außenseiter. Man hatte versucht, seine Bischofswahl zu umgehen. Er passte nicht in die Landschaft, in seine Zeit, in die Umgebung. Und doch verkörperte er das, was von Anfang an Christsein war: Ein auf Christus zentriertes Leben; die Mühe sich selbst und die Kräfte der Welt nach Seinen Vorgaben zu biegen, zu gestalten. Fremd wirken sie, die Metallplatten des Denkmals in Gräfensteinberg. Aber sie gestalten ungewöhnlich genau die Person des Heiligen Martin.